BA-Chef Frank Weise zur Zuwanderungsdebatte

In einem Interview, das er der Süddeutschen Zeitung gegeben hat, bezieht der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, Stellung in der aktuellen Debatte um Zuwanderung nach Deutschland und die Integration von Migranten in den deutschen Arbeitsmarkt.

Frank Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit
Frank Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit (Foto:BA)

Weise, der unlängst als Chef der Reformkommission mit der Bundeswehr neben seinem Hauptjob die wichtige Aufgabe übernahm, beim Umbau der deutschen Streitkräfte ein tragfähiges Konzept zu entwickeln, ist in der deutschen Medienöffentlichkeit ein eher seltener Gast. Talkshows, so bekennt er, erntsprächen nicht seinem Typ:

Ich spreche in Berlin offen und klar die Themen der Bundesagentur an, aber nicht öffentlich. Hat die Politik entschieden, ist es mein Job, das ordentlich umzusetzen, die BA zu führen und dafür zu sorgen, dass unsere Leute kompetent, freundlich, schnell und hilfsbereit zu den Kunden sind.

Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung bezieht er jedoch offen Position und gibt sich auch durchaus selbstkritisch, etwa was den immer noch nicht abgeschlossenen Reformprozess der Bundesagentur für Arbeit angeht:

In unserer Kernaufgabe, der Beratung und Vermittlung, ist unsere Organisation noch nicht überall gleich gut und leistungsfähig. Da gibt es noch zu große Leistungsunterschiede, unabhängig von regionalen Besonderheiten.

Weise lehnt es ab, in der gegenwärtigen Zuwanderungsdebatte von einem entweder-oder zu sprechen: Entweder eine stärkere Förderung der hier lebenden Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt keine Chancen haben, oder ein verstärkte Zuwanderung, um den Bedarf an Arbeitskräften zu decken:

Sie bauen da einen künstlichen Gegensatz auf: Wir müssen Langzeitarbeitslosen Qualifikationen und Sprachkenntnisse so vermitteln, dass sie ins Erwerbsleben kommen. Fachkräfte für sehr qualifizierte Jobs sind allerdings aus dieser Gruppe kaum zu gewinnen.

Der BA-Chef weist auch auf demografische Ralitäten ein, die man nicht außer Acht lasse dürfe:

Hinzu kommt der demografische Effekt: Heute haben wir 44 Millionen Erwerbsfähige, ohne Zuwanderung werden es 2050 etwa 26 Millionen sein. Deshalb brauchen wir auch eine gesteuerte Zuwanderung, etwa mit Hilfe eines Punktesystems wie in Kanada, um ausländische Abschlüsse besser bewerten zu können. Ich warne aber davor, die Wirkung zu überschätzen. Warum sollte jemand, der richtig gut qualifiziert ist, ausgerechnet zu uns kommen? Viele Firmen sind im Ausland aktiv und bieten dort auch interessante Jobs an.

Angesichts von akuten Risiken für den deutschen Arbeitsmarkt wie das gigantische Haushaltsdefizit in den USA und die Länderrisiken im Euro-Raum warnt er davor, angesichts einer im Oktober vermutlich unter die drei-Millionen-Grenze sinkenden Arbeitslosenzahl in Jubel zu geraten. Weise weiter:

Außerdem erleben wir gerade einen Abbau von Arbeitsplätzen im verarbeitenden Gewerbe. Das betrifft Gutverdiener, mittleres Alter, mit Eigenheim und Hypotheken. Wir haben im Moment Strukturprobleme, und ich sehe auch nicht, dass sie gelöst werden, denn die Unternehmen bauen neue Standorte eher im Ausland auf und nicht hier.

Weises Vertrag mit der Bundesagentur für Arbeit endet 2012. Ob er bereit ist, diesen zu verlänger, ließ Weise im Interview offen.

Hier das gesamte Interview mit Frank Weise auf www.sueddeutsche.de

Messe "Zukunft Personal" 2010 in Köln

Vom 12. bis zum 14. Oktober 2010 findet auf dem Gelände der Messe Köln die Fachmesse „Zukunft Personal“ statt. Von 09.00 Uhr bis 17.30 können sich Fachbesucher an den Messetagen zu den neuesten Trends und Entwicklungen in der HR-Branche informieren. Die Zukunft Personal findet bereits zum 11. Mal statt und findet bei Publikum und Ausstellern immer größeren Zuspruch: In diesem Jahr werden voraussichtlich mehr als 500 Aussteller die Neuheiten der Branche vorstellen.

Im Vorjahr konnten sich die Veranstalter über 11.525 Besucher freuen, die an drei Tagen insbesondere an den Themen „Strategien für das Online-Recruiting“ und „Qualifizierungen für Vertriebmitarbeiter und Führungskräfte“ Interesse zeigten.

Zukunft Personal 2010
Zukunft Personal 2010

Was erwartet die Besucher in diesem Jahr? In 20 Podiumsdiskussionen werden die neuesten Trends von fachkundigen Referenten diskutiert, wobei diese Diskussionen nach Veranstalterangaben durchaus kontrovers ablaufen sollen. Eine kleine Auswahl der hochkarätigen Keynotespeaker:

Dr. Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, wird am ersten Messetag zum Thema „Die Zukunft des Lernens – zwischen digitaler Überforderung und souveränem Wissensgebrauch“ sprechen. Er beteiligte sich in letzter Zeit an der öffentliche Diskussion um die Zukunft der Bildung in Deutschland, zuletzt mit seinem Buch „Payback“.

Einer der erfolgreichsten deutschen Sachbuchautoren der letzten Jahre, Werner Tiki Küstenmacher, wird unter besonderer Berücksichtigung der Frage, wie Beschäftigte sich besser auf ihre Arbeit konzentrieren können und wie sie im Job zufriedener werden, zu seinem Lieblingsthema referieren: Simplify your life – einfacher und glücklicher leben.

Prof. Hora Tjitra von der Zhejang University in Hangzhou, China wird sich einem internationalern Thema widmen:  „International Joint-Venture: Building High Performance Teams in the Top Management“ lautet sein Vortragsthema.

„Zukunft Personal“ mit vielen Praxis-Tipps

Neben diesen Keynote-Speakern, die sich mit allgemeineren Themen beschäftigen, finden auch viele Praxisforen statt. Hier erhalten die Besucher Tipps, die sich im eigenen beruflichen Alltag umsetzen lassen, sei es zu richtig formulierten Stellenbeschreibungen, dem Thema Online Recruitment, Softwarelösungen zur Zeiterfassung oder zum Lebenslauf-Matching und vieles mehr. Auch die Arbeitnehmerfreizügigkeit für die Arbeitnehmer der EU-8-Staaten, die im Mai 2011 Wirklichkeit werden wird, ist Thema einer Podiumsdiskussion.

Weitere Informationen zur Zukunft Personal finden sich auf der offiziellen Website.

Die Messe Zukunft Personal 2010 ist eine der herausragenden Veranstaltungen zum Thema Personal in Deutschland. Ein Besuch dürfte sich für jeden, der mit dem Thema beruflich zu tun hat (Personalvermittler, Personalverantwortliche, Headhunter, etc.), lohnen.

Die Jobbörse der Arbeitsagentur – Teil 1

Die Jobbörse der Arbeitsagentur (bzw. genauer gesagt der Bundesagentur für Arbeit) ist einer der wichtigsten Anlaufpunkte für jeden Arbeitsuchenden in Deutschland. Grund genug, sich einmal etwas genauer mit diesem staatlichen Angebot zu beschäftigen. Was zeichnet die Jobbörse der Arbeitsagentur aus? Welche Daten sind dort für wen abrufbar? Wie ist das ganze umgesetzt – kommt man auch ohne tiefergehende technische Kenntnisse schnell zum gesuchten Ergebnis? Dem werden wir uns in mehreren Teilen nähern.

In Teil 1 unserer Jobbörsen-Reihe gehen wir auf die grundsätzliche Intention des Internetangebots ein und stellen ein paar Fakten dazu vor.

Laut eigenen Angaben ist die Jobbörse der Arbeitsagentur mit ihren rund 700.000 Stellenangeboten, über 150.000 Ausbildungsstellen und mehr als dreieinhalb Millionen Bewerberprofilen ist das größte Online-Stellenportal in Deutschland. Man erreicht die Startseite mit folgender Adresse: https://jobboerse.arbeitsagentur.de/.

Laut Jahresbericht wird die Stellenbörse im Durchschnitt von täglich 665.000 Besuchern benutzt, die 10 Millionen Seitenabrufe tätigen. Im letzten Jahr (September 2009) wurde der Internetauftritt der Jobbörse zudem grundlegend überarbeitet

Jobbörse für Arbeitsuchende und Unternehmen

Grundsätzlich lässt sich das Angebot in einen Teil für Arbeitsuchende und einen für Unternehmen, die Stellenangebote veröffentlichen, unterteilen. Als Bewerber hat man die Möglichkeit, sofort nach geeigneten Stellenanzeigen zu recherchieren. Eine kostenlose Registrierung ist jedoch empfehlenswert, denn dadurch hat man Zugriff auf weitere Funktionalitäten. In unserem zweiten Teil stellen wir die Möglichkeiten für Bewerber genauer vor.

Auch für Unternehmen besteht die Möglichkeit einer Registrierung. Für Arbeitgeber ist diese obligatorisch, da ansonsten keine Stellenanzeigen veröffentlicht werden können und auch der Pool an registrierten Arbeitsuchenden nicht eingesehen werden kann. Auch dazu werden wir bald einen eigenen Beitrag veröffentlichen.

In eigenen Online-Tutorials stellt die Arbeitsagentur die Bedienung der unterschiedlichen Elemente ihrer Jobbörse vor. Dank zahlreicher Snapshots (Fotos der jeweiligen Bildschirmseiten) sind diese Anleitungen leicht verständlich.

Die Registrierung bei der Jobbörse der Arbeitsagentur

Die Nutzung der Jobbörse der Arbeitsagentur ist für natürliche und juristische Personen statthaft. Minderjährige Personen bedürfen der Einwilligung ihrer Eltern oder Erziehungsberechtigten – so schreiben es die Nutzungsbedingungen der Arbeitsagentur vor.

Nach der Registrierung erhalten die Nutzer auf dem Postweg eine PIN (Geheimzahl) zugesendet. Erst wenn sie sich mittels dieser auf der Internetseite der Arbeitsagentur angemeldet haben, erhalten sie den vollen Zugriff auf das Internetangebot. Somit muss jeder Nutzer, gleich ob Stellenbewerber oder Stelleninserent, über eine postalische Anschrift verfügen, was Missbrauch vorbeugt.

In den folgenden Teilen dieser kleinen Serie gehen wir genau auf die unterschiedlichen Möglichkeiten für Arbeitsuchende und Arbeitgeber ein.

Von der Leyen: Arbeitsmarkt auf Vorkrisenniveau

Arbeitsministerin Ursula von der Leyen zeigt sich optimistisch: Sie sieht den deutschen Arbeitsmarkt „so gut wie auf Vorkrisenniveau“. In ihrem Statement zu den Arbeitsmarktzahlen für den Monat August 2010 wies die Ministerin darauf hin, dass die Krise noch noch nicht vorbei sei. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit gestalte sich jedoch beständig. Ingesamt hätte noch vor einem Jahr niemand mit einer solch guten Lage auf dem Arbeitsmarkt rechnen können.

Von der Leyen unterstrich den Rückgang der Kurzarbeit. Im Juni 2010 waren nur noch 400.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Rahmen dieser subventionierten Arbeitsverhältnisse in ihren Betrieben angestellt, was in etwa einem Viertel des Höchstwertes entspricht.

Von der Leyen wies auch auf die Ergebnisse der Betriebsbefragungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hin. Danach lag das gesamtwirtschaftliche Arbeitsangebot für den ersten Arbeitsmarkt im zweiten Quartal 2010 bei 805.000 Stellen. Das waren 97.000 oder 14 Prozent mehr als vor einem Jahr.

BA-X zieht weiter an – positiver Stellenindex

Der Stellenindex BA-X, den die Bundesagentur für Arbeit monatlich erhebt und der das Angebot an Stellen auf dem deutschen Arbeitsmarkt abbilden soll, hat sich erneut verbessert.Der Indikator für die Nachfrage nach
Arbeitskräften stieg im Juli um +4 auf 142 Punkte. Damit hat sich nach Einschätzung der Arbeitsagentur die Arbeitskräftenachfrage vom krisenbedingten Einbruch erholt. Gegenüber Oktober 2008 – der Monat bevor die Auswirkungen der Wirtschaftskrise am Arbeitsmarkt sichtbar wurden – liegt der BA-X erstmals einen Punkt im Plus.

Im Vergleich zum Vorjahr – als die Nachfrage ihren Tiefpunkt erreicht hatte – ist ein Plus von 34 Punkten zu verzeichnen. Etwa jede dritte gemeldete Stelle am ersten Arbeitsmarkt kommt derzeit aus der Zeitarbeit. Neben der Zeitarbeitsbranche beobachtet die Bundesagentur für Arbeit aber auch in andere Branchen wie im Einzelhandel, in der Gastronomie, im Bausektor oder im Gesundheits- und Sozialwesen deutliche Nachfragesteigerungen verzeichnet.

Anbei ein kleines Diagramm, das den deutlichen positiven Trend des BA-X schön darstellt:

BA-X Grafik - Entwicklung des Stellenindex der Arbetisagentur
BA-X Grafik – Entwicklung des Stellenindex der Arbetisagentur

Das Vor-Krisenniveau ist also wieder erreicht. Auch wenn das Angebot an zu besetztenden Stellen alleine noch kein hinreichender Beweis für eine wirkliche Verbesserung des Arbeitsmarktes ist, zusammen mit den positiven Meldungen, die man von Seiten der Wirtschaft hört, scheint die Wende geschafft zu sein. Der BA-X dürfte also in den nächsten Monaten noch weiter anziehen…

Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt verbesserte sich im Juli

Gute Nachrichten aus Nürnberg. Zwar ist die Arbeitslosigkeit im Juli im Zuge der Sommerpause auf 3.192.000 gestiegen, doch saisonbereinigt ist dieser wichtige Indikator wie schon in den Vormonaten gesunken. „Die deutsche Wirtschaft ist auf Erholungskurs, die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich weiter verbessert.“, sagte Frank-J. Weise, Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur für Arbeit (BA), heute in Nürnberg anlässlich der monatlichen Pressekonferenz.

Im Vergleich mit dem Vormonat Juni nahm die Arbeitslosenzahl um 39.000 zu, doch der brauchbarere Vergleich mit dem Vorjahresmonat lässt einen Rückgang von 271.000 erkennen – die Arbeitslosenquote beträgt im Juli 7,6 Prozent.

Die wirtschaftlichen Erholung macht sich auch am Arbeitsmarkt sichtbar. Saisonbereinigt errechnet sich für den Juli erneut eine Abnahme der Arbeitslosigkeit, und zwar um 20.000.

Nicht saisonbereinigt ist die Erwerbstätigkeit von Mai auf Juni um 89.000 auf 40,37 Millionen gestiegen. Gegenüber dem Vorjahr hat sie um 124.000 zugenommen (Quelle: Stat. Bundesamt). Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung lag im Mai nach der Hochrechnung der BA bei 27,60 Millionen; gegenüber dem Vorjahr war das eine Zunahme um 204.000. Ohne den anhaltenden Zuwachs der Teilzeitbeschäftigung (ggü. Vorjahr +180.000) wäre die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nicht so deutlich gestiegen. Aber auch die Vollzeitbeschäftigung verzeichnet erstmals seit Monaten wieder einen geringen Anstieg (ggü. Vorjahr +20.000).

Die anderen Konten der Erwerbstätigkeit haben sich uneinheitlich entwickelt. Die Zahl der Selbstständigen ist gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Die Beschäftigten in Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung und die ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten haben sich dagegen im Vergleich zum Vorjahr verringert.

Die nach dem ILO-Erwerbskonzept vom Statistischen Bundesamt ermittelte Erwerbslosigkeit belief sich in Deutschland für den Juni auf 2,81 Millionen und die Erwerbslosenquote auf 6,6 Prozent.

Die Daten zu den gemeldeten Stellen zeigen schon länger eine ansteigende Tendenz. Die Vorjahreswerte werden mittlerweile deutlich überschritten. Die gemeldeten Arbeitsstellen haben im Juli saisonbereinigt um 11.000 zugenommen. Nicht saisonbereinigt belief sich der Bestand im Juli auf 391.000 Arbeitsstellen (vgl. hierzu Pressemitteilung 44/2010: Statistik der gemeldeten Arbeitsstellen wird umgestellt). Gegenüber dem Vorjahr war das ein Anstieg von 93.000. Von den gemeldeten Arbeitsstellen waren 88 Prozent sofort zu besetzen.

Der Stellenindex der BA, der BA-X, bildet die saisonbereinigte Entwicklung der Arbeitskräftenachfrage am ersten Arbeitsmarkt ab. Von Juni auf Juli ist er um 4 auf 142 Punkte gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr hat er 34 Punkte gewonnen. Er liegt damit um einen Punkt über dem Oktober 2008, dem Monat, bevor die Wirtschaftskrise erstmals am Arbeitsmarkt sichtbar wurde.

Kurzarbeit weiter rückläufig

Die Kurzarbeit verliert weiter an Bedeutung. Nach vorläufigen Daten – auf der Basis eines neuen Statistikverfahrens – wurde im Mai an 481.000 Arbeitnehmer konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt. Für den April 2010 wurden auf Basis dieses Verfahrens hochgerechnet 589.000 und für den Mai 2009 1.443.000 konjunkturelle Kurzarbeiter gezählt.

Nach den Daten der BA ist der Ausbildungsstellenmarkt von einem demografiebedingten Bewerberrückgang bei stabilen Ausbildungsangeboten geprägt. Dabei übersteigt die Zahl der gemeldeten Bewerber nach wie vor die Zahl der bislang gemeldeten Ausbildungsstellen.

Von Oktober 2009 bis Juli 2010 wurden der Ausbildungsvermittlung der BA insgesamt 424.200 Ausbildungsstellen gemeldet, 10.200 mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Zunahme resultiert allein aus mehr betrieblichen Stellen (+11.800 auf 405.600; außerbetriebliche: -1.600 auf 18.600). Dies korrespondiert derzeit auch mit der Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Bereich des DIHK und der Handwerkskammern, die bis Juni leicht über dem Niveau des Vorjahres lagen.

Seit Beginn des Berufsberatungsjahres haben 511.200 Bewerber die BA oder einen zugelassenen kommunalen Träger bei der Suche nach einer Lehrstelle eingeschaltet; 3.800 weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Rückgang ergibt sich vor allem aus dem demografischen Wandel, insbesondere in Ostdeutschland, und weniger sogenannter Altbewerber. Er wird allerdings u.a. durch doppelte Abiturjahrgänge gebremst.

Im Juli waren 108.500 Ausbildungsstellen (+9.500 ggü. Vorjahr) noch unbesetzt und 152.600 Bewerber (-13.600) zählten als noch unversorgt. Insgesamt ist es aber noch verfrüht anhand dieser Daten eine Einschätzung zur weiteren Entwicklung der Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt zu geben. Erst am Ende des Beratungsjahres, wenn Angaben über die neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge vorliegen, wird sich zeigen, ob das Gesamtangebot an betrieblichen Stellen trotz Wirtschaftskrise stabil geblieben ist, oder ob nur der Einschaltungsgrad der BA gestiegen ist. Erst kürzlich hatte der DIHK-Präsident vor einem Mangel an Bewerbern für Lehrstellen gewarnt.

Quelle: Arbeitsagentur

Vermittlung durch Globalisierungsfonds bei Karmann erfolgreich?

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat das Förderprojekt zugunsten ehemaliger Beschäftigter des insolventen Autozulieferers Karmann nach eigenen Angaben erfolgreich abgeschlossen. „Die Investition von 6,2 Millionen Euro aus Brüssel und zusätzlichen Bundesmitteln hat sich gelohnt“, sagte der zuständige Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Gerd Hoofe:

„Ich freue mich sehr, dass rund 640 ehemalige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von Karmann mit Unterstützung des Europäischen Globalisierungsfonds erfolgreich in neue Jobs vermittelt werden konnten. Das zeigt: Gute Fachkräfte haben auch in wirtschaftlich schwieriger Zeit gute Chancen. Wir erwarten, dass die Vermittlungsquote in den kommenden drei Monaten noch deutlich steigt. Die Unterstützung aus Brüssel hat den Standort Osnabrück gestärkt. Das Ergebnis zeigt aber auch, dass eine enge Vernetzung der Akteure in Qualifizierung, Vermittlung und Beratung ein Garant für eine nachhaltige Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt ist.“

Mitte August 2009 hatte die Bundesregierung für rund 1.800 ehemalige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von Karmann bei der Europäischen Kommission einen Antrag auf Unterstützung aus dem Europäischen Globalisierungsfonds (EGF) gestellt. Der traditionsreiche Automobilzulieferer hatte im April des gleichen Jahres Insolvenz anmelden müssen, was zu einem großen Medienecho geführt hatte.

Die Mittel aus dem EGF, die die EU-Kommission bewilligt hatte, wurden durch zusätzliche Bundesmittel auf 9,5 Millionen Euro aufgestockt. Damit konnte die Qualifizierung und Betreuung der entlassenen Mitarbeiter deutlich vertieft und um ein halbes Jahr bis Ende Juni 2010 ausgeweitet werden. Zwischen Dezember 2008 und Juli 2009 hatte das Unternehmen Karmann rund 2.500 Beschäftigte an den Standorten Osnabrück und Rheine entlassen. Knapp 1800 waren daraufhin in eine Transfergesellschaft gewechselt.

Den Betroffenen konnten Qualifizierungen und Umschulungen angeboten werden. Neben klassischen Weiterbildungen wie zum Beispiel zum Finanz- und Lohnbuchhalter, Fernfahrer, Schweißer, Dreher oder Fräser wurden auch Energietechniker und -manager ausgebildet. Einigen konnte der Aufstieg zum Techniker oder zur Meisterschule eröffnet werden. Die in Osnabrück und Rheine durchgeführten EGF-Maßnahmen konzentrierten sich auf die Beschäftigten ohne Berufsabschluss. Bis jetzt haben über ein Drittel (38 Prozent) der Arbeitsuchenden direkt aus der Transfergesellschaft den Wiedereinstieg in Arbeit geschafft.

Sicherlich ist der Vermittlungserfolg zu begrüßen. Vergleichen mit den Finanzmitteln, die für Vermittlungsgutscheine eingesetzt werden, waren die Kosten jedoch um ein Vielfaches höher. Teilt man die 9,5 Millionen Euro, die für das Projekt eingesetzt wurden, durch die Zahl der vermittelten Arbeitnehmer, so ergeben sich Kosten von knapp 15.000 Euro pro Vermittlung. Und hierbei ist noch nicht gesichert, dass der Vermittlungserfolg auch nachhaltig ist – beim Vermittlungsgutschein wird dies durch die 6-Monats-Regelung zumindest ansatzweise erreicht.

Auch bei einer etwas weniger strengen Umrechnung der Kosten auf alle betreuten und qualifizierten Arbeitssuchenden kommt man noch auf Kosten von 5.200 Euro pro Betreuung. Aus den Informationen des BMAS lässt sich zugegebenermaßen jedoch nicht entnehmen, wie hoch der eigentliche „Vermittlungsanteil“ der eingesetzten Gelder war und in welcher Höhe die Fortbildungskosten ausfielen. Es scheint jedoch so, dass hier aus einer bestimmten politischen Motivation heraus (NRW-Wahl ?) für einige wenige Arbeitssuchende eine besonders teure Vermittlung finanziert wurde – was nicht zwangsläufig bedeutet, dass diese auch qualitativ höherwertiger als andere Angebote ausgefallen ist.

Vermittlungsgutschein wird wieder häufiger ausgegeben

Der Vermittlungsgutschein der Bundesagentur für Arbeit wird wieder häufiger ausgegeben. Zumindest deuten die jüngsten Zahlen darauf hin. Hier die Statistik für die beiden letzten Monate, entnommen dem monatlichen Bericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt in Deutschland, den die BA herausgibt:

  • Bewilligte erste Vermittlungsgutschein-Rate im Monat Juni 2010:  3471 Fälle
  • Bewilligte erste Vermittlungsgutschein-Rate im Monat Mai 2010: 1939 Fälle

Nachdem im April eine starke Delle bei der Auszahlung der ersten Vermittlungsgutschein-Rate, die wir hier als Indikator für den Vermittlungsgutschein an sich nutzen, festzustellen war und diese sich auch im Mai fortsetzte,. sind die Zahlen jetzt wieder auf dem Niveau der ersten Monate des Jahres 2010 angekommen. Der zeitweilige Rückgang könnte auf eine Haushaltssperre der Arbeitsagentur zurückzuführen sein.

Über die Zukunft des Vermittlungsgutscheins gibt des dagegen noch keine neuen Informationen. Die sich anscheinend besser als erwartend entwickelnden Staatsfinanzen sollten die Wahrscheinlichkeit, dass das erfolgreiche Vermittlungsinstrument abgeschafft wird, jedoch reduzieren. Für die vielen mittelständischen privaten Arbeitsvermittler, für die der Vermittlungsgutschein die wichtigste Einnahmequelle darstellt, wäre eine rasche Klärung mehr als wünschenswert.

Arbeitslosenzahlen sinken, BA-X steigt

Auch wenn hier nicht jede neue Meldung der Bundesagentur für Arbeit kommentiert wird – ab und zu soll doch auf die Entwicklungen am deutschen Arbeitsmarkt eingegangen werden. Die jüngst veröffentlichten Zahlen belegen es: Der deutsche Arbeitsmarkt entwickelt sich erfreulich positiv – wie wir hier bereits im Mai festgestellt hatten.

Neben den in den Medien ausreichend verbreiteten „Rumpfzahlen“ Arbeitslosenzahl im Juni um 88.000 auf 3.153.000 gesunken, Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich um 257.000 geringer und eine Arbeitslosenquote im Juni von nur noch 7,5 Prozent (minus 0,2 Prozentpunkte) sei auf den Stellenindex BA-X hingewiesen, der sich sehr gut entwickelt und die Stellenangebote abbildet.

Dazu die Arbeitsagentur:

Der Stellenindex der BA, der BA-X, bildet die saisonbereinigte Entwicklung der Arbeitskräftenachfrage am ersten Arbeitsmarkt ab. Von Mai auf Juni ist er um drei auf 158 Punkte gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr hat er 36 Punkte gewonnen. Er liegt damit nur noch vier Punkte unter dem Oktober 2008, dem Monat, bevor die Wirtschaftskrise erstmals am Arbeitsmarkt sichtbar wurde.

Weitere Informationen zur Berechnung und Methodik des BA-X können Sie in unserem diesbezüglichen Beitrag nachlesen.

Ein weiterer Punkt, auf den wir bereits hingewiesen hatten, ist die Problematik, dass nicht alle Lehrstellen besetzt werden können. Hierzu die Arbeitsagentur:

Nach den Daten der BA ist der Ausbildungsstellenmarkt von einem demografiebedingten Bewerberrückgang bei stabilen Ausbildungsangeboten geprägt. Dabei übersteigt die Zahl der gemeldeten Bewerber nach wie vor die Zahl der bislang gemeldeten Ausbildungsstellen.

Allgemein kommt die Arbeitsagentur zu einer positiven Einschätzung der aktuellen Zahlen. Im Vergleich mit der Zeit vor der Wirtschaftskrise hätten Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung zwar zugenommen, der Anstieg sei jedoch erheblich geringer ausgefallen, als man angesichts der Wirtschaftskrise hätten erwarten müssen.

DIHK-Präsident warnt: Lehrstellen bleiben unbesetzt

Während vor einigen Jahren noch die Angst vor der Lehrstellen-Knappheit die Runde machte, hat sich diese Entwicklung 2010 ins Gegenteil umgekehrt. Nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) warten derzeit mehr als 30.000 Lehrstellen, die in den Lehrstellenbörsen der Industrie- und Handelskammern erfasst wurden, auf Bewerber – und damit deutlich mehr als im Vorjahr.

DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann
DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann

„Für die außergewöhnlich hohe Nachfrage an Azubis in diesem Jahr gibt es zwei Gründe: die sinkenden Bewerberzahlen durch die demografische Entwicklung und die wieder anspringende Konjunktur“, sagte der DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann im Vorfeld des „Tags der Ausbildungschance“ gegenüber der „Bild am Sonntag“.

Interessant ist, dass gerade die Regionen Probleme mit der Besetzung der freien Lehrstellen haben, die in der Vergangenheit am lautesten über einen Lehrstellenmangel geklagt hatten: Jeder dritte freie Platz ist im Osten Deutschlands zu finden, obwohl dort nur jeder fünfte Ausbildungsvertrag abgeschlossen wird.

Besonders viele Ausbildungsplätze sind auch in Stuttgart (2.061 Plätze) und Hamburg (1.648) noch unbesetzt. Praktisch alle Branchen klagen über einen Bewerbermangel. Die meisten Angebote gibt es in den kaufmännischen Berufen, beim Handel sowie in der Gastronomie. Aber auch bei beliebten technischen Berufen wie dem Mechatroniker und dem Fachinformatiker sowie den Medienberufen sind Plätze frei. Die Besetzung der Lehrstellen droht zu einem ernsten Problem für die deutsche Wirtschaft zu werden.