Während vor einigen Jahren noch die Angst vor der Lehrstellen-Knappheit die Runde machte, hat sich diese Entwicklung 2010 ins Gegenteil umgekehrt. Nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) warten derzeit mehr als 30.000 Lehrstellen, die in den Lehrstellenbörsen der Industrie- und Handelskammern erfasst wurden, auf Bewerber – und damit deutlich mehr als im Vorjahr.
„Für die außergewöhnlich hohe Nachfrage an Azubis in diesem Jahr gibt es zwei Gründe: die sinkenden Bewerberzahlen durch die demografische Entwicklung und die wieder anspringende Konjunktur“, sagte der DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann im Vorfeld des „Tags der Ausbildungschance“ gegenüber der „Bild am Sonntag“.
Interessant ist, dass gerade die Regionen Probleme mit der Besetzung der freien Lehrstellen haben, die in der Vergangenheit am lautesten über einen Lehrstellenmangel geklagt hatten: Jeder dritte freie Platz ist im Osten Deutschlands zu finden, obwohl dort nur jeder fünfte Ausbildungsvertrag abgeschlossen wird.
Besonders viele Ausbildungsplätze sind auch in Stuttgart (2.061 Plätze) und Hamburg (1.648) noch unbesetzt. Praktisch alle Branchen klagen über einen Bewerbermangel. Die meisten Angebote gibt es in den kaufmännischen Berufen, beim Handel sowie in der Gastronomie. Aber auch bei beliebten technischen Berufen wie dem Mechatroniker und dem Fachinformatiker sowie den Medienberufen sind Plätze frei. Die Besetzung der Lehrstellen droht zu einem ernsten Problem für die deutsche Wirtschaft zu werden.