Wirtschaftsweise: Gute Aussicht für Arbeitsmarkt

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, umgangssprachlich als Rat der „Wirtschaftsweisen“  bekannt, legte heute sein Jahresgutachten 2010/11 mit dem Titel Chancen für einen stabilen Aufschwung vor. In den Gutachten wird regelmäßig eine Darstellung der wirtschaftlichen Lage und deren absehbaren Entwicklung skizziert. Der Sachverständigenrat, den es bereits seit 1963 gibt, besteht aus fünf Mitgliedern: Aktuell gehören dem Rat Herr Prof. Wolfgang Franz als Vorsitzender, Prof. Peter Bofinger, Prof. Christoph M. Schmidt, Prof. Wolfang Wiegard und Prof. Beatrice Weder di Mauro an.

Was können wir dem aktuellen Gutachten nun aus der Sicht eines Personalvermittlers entnehmen? Wie der Titel bereits andeutet, geben sich die Wirtschaftsweisen recht optimistisch. Auch was den Arbeitsmarkt angeht sehen sie einige Anzeichen für eine weitere Verbesserung, also ein höheres Beschäftigungsniveau bei sinkenden Arbeitslosenzahlen:

Der Arbeitsmarkt hat sich im Jahr 2010 unerwartet positiv entwickelt. Die jahresdurchschnittliche Anzahl der Arbeitslosen belief sich auf 3,2 Millionen Personen, die Beschäftigung stieg auf fast 40,5 Millionen Erwerbstätige an. Die Kurzarbeit ging massiv zurück. Im Jahr 2011 wird sich die Lage voraussichtlich weiter entspannen. (S. 257)

Der Bericht weist auf die erfreulichen Arbeitslosenzahlen hin, ohne die Effekte einer statistischen Neuberechnung zu vergessen, die die Zahlen kleiner erscheinen lassen, als sie es tatsächlich sind:

Entgegen den Befürchtungen, die Anzahl der registriert Arbeitslosen könnte im Jahr 2010 in Deutschland wieder knapp 5 Millionen Personen erreichen (OECD, 2009), ist sie im Oktober 2010 erstmals seit 18 Jahren auf
unter drei Millionen Personen gesunken. Zu diesem günstigen Ergebnis hat allerdings ein statistischer Effekt beigetragen, denn seit dem Jahr 2009 werden Arbeitslose, die in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen durch externe Dritte betreut werden, nicht mehr als registriert Arbeitslose erfasst. (S.258)

Langfristig positive Entwicklungen seien durch die Wirtschaftskrise nur unterbrochen worden und setzten sich nun weiter fort:

Die Belebung auf dem Arbeitsmarkt nahm im Jahr 2010 – nach einer leichten Abschwächung im Jahr 2009 – wieder zu. Besonders die Vielzahl der (Langzeit-) Arbeitslosen, die im ersten Halbjahr 2010 wieder eine Beschäftigung gefunden haben, stimmt positiv. Die Dynamisierung des Arbeitsmarkts in Folge der Reformen am Arbeitsmarkt scheint damit durch die Krise nur kurz unterbrochen worden zu sein und dürfte noch nicht abgeschlossen sein. (S.259)

Dem Bericht ist auch zu entnehmen, dass das Kurzarbeit-Volumen deutlich zurückgegangen ist:

Die Anzahl der Kurzarbeiter ist seit dem Höchststand im Mai 2009 bis April 2010 von 1,47 Millionen Personen auf 631 000 Personen zurückgegangen. In Vollzeitäquivalenten gemessen, hat die Kurzarbeit seit dem Höchststand im April 2009 bis April 2010 um mehr als die Hälfte abgenommen und belief sich im April 2010 auf 193 000 Kurzarbeiter. Inwieweit mit dem Rückgang der Kurzarbeiter Entlassungen verbunden waren oder die Kurzarbeiter
wieder Vollzeit im Unternehmen beschäftigt wurden, lässt sich aufgrund fehlender Daten nicht belegen. Zu vermuten ist, dass ohne Kurzarbeit die Arbeitslosigkeit stärker angestiegen wäre. (S.261)

Zuletzt sei noch auf diese interessante Grafik verwiesen, die ebenfall dem Jahresgutachten 2010/11 der Wirtschaftsweisen entnommen ist:

Prognose für den Arbeitsmarkt 2011
Prognose für den Arbeitsmarkt 2011

Auch hier ist erkennbar: Die Krise scheint überwunden, der Arbeitsmarkt funktioniert wieder und viele Branchen stellen ein.

Hier geht es weiter zum Internetauftritt des Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Dort können Sie auch die komplette Fassung des Berichts 2010/2011 abrufen.

Kurzarbeit: Bundesregierung beschließt Verlängerung

Das Bundeskabinett hat die Kurzarbeiter-Regelung über das Jahresende hinaus verlängert, berichtet Tagesschau.de. Das Kurzarbeitergeld kann nach dem Regierungsbeschluss auch 2010 bis zum Jahresende beantragt werden. Nach Plänen des neuen Arbeitsministers Franz Josef Jung soll es zukünftig für eine maximale Dauer von 18 Monaten gezahlt werden. Derzeit sind es maximal 24 Monate.

Kurzarbeit – jeder siebte Mann ist betroffen

Die Kurzarbeit wird immer mehr zu einer Massenerscheinung: Laut Angaben der Bundesagentur für Arbeit haben im Juni 2009 insgesamt 1.433.000 Arbeitnehmer kurzgearbeitet.

Auffällig ist der hohe Anteil an Männern: Demnach sind gut sieben Prozent aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten Männer im Juni 2009 von Kurzarbeit betroffen gewesen. Bei den Frauen haben drei Prozent aller sozialversicherungspflichtig beschäftigtenen kurzgearbeitet.

Je nach Branche ist der Anteil von Kurzarbeitern unterschiedlich hoch. Gut jeder dritte Beschäftigte in der Metallbranche musste im Juni 2009 kurzarbeiten – diese exportorientierte Branche leidet überdurchschnittlich stark unter der weltweiten Wirtschaftskrise. Offensichtlich ist hier der Männeranteil an den Beschäftigten höher als in Branchen, die nicht in dem Maße unter der Krise leiden.

Der Westen und Süden Deutschlands ins besonders stark von der Kurzarbeit betroffen, außerdem ist erkennbar, dass insbesondere größere Unternehmen von dieser staatlichen Subventionsmaßnahme Gebrauch machen.

Die Broschüre „Kurzarbeit – Aktuelle Entwicklungen“ bietet detaillierte Informationen zum Thema und kann auf den Seiten der Bundesagentur für Arbeit heruntergeladen werden (Stand: 08.10.2009).

Anträge auf Vermittlungsgutscheine leicht rückläufig

Die Zahlen, die die Bundeagentur für Arbeit in ihrem Monatsbericht für Juli 2009 veröffentlicht hat, verwundern auf den ersten Blick. Deutschland befindet sich in seiner bisher größten Wirtschaftskrise, trotzdem sollen die Anträge auf Vermittlungsgutscheine, die in diesem Jahr bisher beantragt wurden, um 9 Prozent unter dem Vergleichswert für 2008 liegen. Wie kann das sein?

Eine Erklärung könnte sein, dass durch das Instrument „Kurzarbeit“ viele Arbeitnehmer weiterhin in einem Beschäftigungsverhältnis stehen, das so eigentlich gar nicht mehr existiert. Die neuesten Zahlen weisen für den Monat März 1.259.000 Menschen aus, die Kurzarbeitergeld erhalten. Ohne Kurzarbeiterstatus würden Sie nach einer neuen Stelle suchen, und ein großer Teil dürfte dann auch einen Vermittlungsgutschein beantragen, um die für den Arbeitssuchenden kostenlose Hilfe eines professionellen Personalvermittlers in Anspruch zu nehmen. Dieser erhält bei einer erfolgreichen Vermittlung schließlich bis zu 2000 Euro brutto und gibt sich entsprechend Mühe, schnell eine adäquate Beschäftigung für seinen Kunden zu finden.

In absoluten Zahlen ist der Vermittlungsgutschein trotzdem ein sehr beliebte Mittel: 208.986 Anträge auf einen Vermittlungsgutschein wurden seit Anfang 2009 gestellt.