Keine Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt

Die saisonbereinigten Daten zum deutschen Arbeitsmarkt im April 2025 zeigen nur geringfügige Veränderungen. Zwar ist ein Rückgang der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat erkennbar, jedoch fällt dieser im Rahmen der üblichen Frühjahrsbelebung schwächer aus als in früheren Jahren. Laut Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, „ändert sich die Lage saisonbereinigt nur wenig“. Die Frühjahrsbelebung – traditionell eine Phase zunehmender Beschäftigung – bleibt somit auch 2025 eher verhalten.

Der Rückgang der Arbeitslosigkeit um 36.000 auf insgesamt 2,932 Millionen Menschen zeigt, dass saisonale Effekte wie verbesserte Witterungsbedingungen und steigende Nachfrage in bestimmten Branchen (z. B. Bau, Gastronomie, Landwirtschaft) zwar wirken, aber nicht ausreichen, um die Gesamtentwicklung positiv zu beeinflussen. Saisonbereinigt, also unter Herausrechnung jahreszeitlich bedingter Effekte, ist die Arbeitslosenzahl sogar leicht gestiegen – um 4.000 Personen.

Arbeitsmarkt Deutschland 2025
Der Arbeitsmarkt in Deutschland sieht im Frühjahr 2025 nicht rosig aus

Arbeitslosigkeit im Jahresvergleich weiterhin erhöht

Im Vergleich zum April 2024 zeigt sich ein negativer Trend: Die Zahl der Arbeitslosen liegt aktuell um 182.000 über dem Vorjahresniveau. Auch die Arbeitslosenquote, die nun bei 6,3 % liegt, stieg gegenüber dem Vorjahr um 0,3 Prozentpunkte an. Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass strukturelle Faktoren – wie konjunkturelle Schwächen, Transformation in Industrie und Handel sowie geopolitische Unsicherheiten – den Arbeitsmarkt stärker belasten als noch vor einem Jahr.

Besonders alarmierend: Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) erwartet in seiner aktuellen Konjunkturprognose für das Jahr 2025 einen weiteren Anstieg der Arbeitslosenzahl auf rund drei Millionen Menschen bis zum Sommer. Das wäre der höchste Stand seit 2010 – ein deutliches Warnsignal für Politik und Wirtschaft.

Unterbeschäftigung und verdeckte Arbeitslosigkeit

Ein umfassenderes Bild vom Zustand des Arbeitsmarkts ergibt sich bei Betrachtung der sogenannten Unterbeschäftigung. Diese Kennziffer schließt neben der registrierten Arbeitslosigkeit auch Personen ein, die an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teilnehmen oder kurzfristig arbeitsunfähig sind. Im April 2025 lag die Unterbeschäftigung bei 3,638 Millionen Menschen – ein Anstieg um 69.000 im Vergleich zum Vorjahr. Saisonbereinigt ist sie allerdings leicht um 3.000 Personen zurückgegangen.

Die hohe Zahl verdeutlicht die verborgenen Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt: Viele Menschen gelten formal nicht als arbeitslos, befinden sich aber dennoch nicht in regulärer Erwerbstätigkeit. Diese sogenannte „verdeckte Arbeitslosigkeit“ bleibt ein strukturelles Problem, das durch wirtschaftliche Unsicherheit und branchenspezifische Umbrüche verschärft wird.

Kurzarbeitergeld: Rückgang gegenüber Vormonat, Anstieg zum Vorjahr

Ein weiteres wichtiges Instrument zur Stabilisierung des Arbeitsmarktes ist das konjunkturelle Kurzarbeitergeld. Es ermöglicht Unternehmen, vorübergehende Auftragsrückgänge zu überbrücken, ohne Beschäftigte entlassen zu müssen. Im Februar 2025 – den aktuellsten verfügbaren Daten zufolge – erhielten rund 244.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld. Das sind 14.000 weniger als im Januar, aber 43.000 mehr als im Februar 2024.

Der Anstieg im Jahresvergleich deutet auf eine wieder zunehmende Inanspruchnahme dieser Maßnahme hin, was auf anhaltende Unsicherheiten in bestimmten Branchen – etwa im verarbeitenden Gewerbe oder im Einzelhandel – hindeutet. Gleichzeitig zeigt der Rückgang gegenüber dem Vormonat eine mögliche Stabilisierung auf niedrigem Niveau.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung steigt leicht

Positive Impulse kommen von der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, die nach aktuellen Hochrechnungen der BA von Januar auf Februar 2025 um 12.000 Personen zugenommen hat. Im Jahresvergleich ergibt sich ein Plus von 67.000 Beschäftigten auf insgesamt 34,84 Millionen. Dieses moderate Wachstum zeigt, dass trotz konjunktureller Schwäche weiterhin neue Arbeitsplätze entstehen, wenn auch in geringerem Tempo als in Boomphasen.

Besonders in dienstleistungsorientierten Branchen wie Gesundheit, Bildung und IT werden weiterhin Arbeitskräfte gesucht. Dagegen zeigen sich in Industrie, Bau und Handel schwächere Entwicklungen – was sich mit den düsteren Erwartungen des IW deckt, das für 2025 einen weiteren Rückgang der industriellen Wertschöpfung und der Bauleistungen prognostiziert.

IW-Konjunkturprognose: Deutschland bleibt in der Rezession

Laut der aktuellen Konjunkturprognose des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) wird die deutsche Wirtschaft im Jahr 2025 um 0,2 Prozent schrumpfen – als einzige große Volkswirtschaft weltweit. Während der Euroraum um 0,8 Prozent und die USA sogar um 1,3 Prozent wachsen, bleibt Deutschland in der Rezession. In China wird mit einem Wachstum von vier Prozent gerechnet.

Ursachen für die schwache Entwicklung sind unter anderem die hohe Bürokratiebelastung, teure Standortkosten, zögerliche Investitionen sowie die Auswirkungen der US-Zollpolitik. Besonders die Industrie und das Baugewerbe leiden unter hohen Energiekosten, steigenden Löhnen und umfangreichen Regulierungen. Die Zahl der Erwerbstätigen sinkt bereits seit Mitte 2024 – mit deutlich spürbaren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt.

IW-Konjunkturchef Michael Grömling sieht politischen Handlungsbedarf: „Die neue Regierung hat es jetzt in der Hand. Eine Trendwende ist möglich und überfällig.“ Hoffnung liegt auf dem geplanten Infrastruktursondervermögen und schnelleren Planungsverfahren. Nur mit mutigen Reformen lassen sich neue Impulse für Beschäftigung und Wachstum schaffen.

Fazit: Geringe saisonbereinigte Dynamik trifft auf wirtschaftliche Rezession

Der Arbeitsmarkt im April 2025 zeigt sich trotz leichter Verbesserungen angespannt. Die saisonbereinigten Zahlen signalisieren Stagnation, während die konjunkturelle Gesamtlage weiterhin schwierig ist. Die IW-Prognose bestätigt: Deutschland steckt in einer Rezession, mit steigender Arbeitslosigkeit und schwachem Beschäftigungszuwachs. Die Entlastungsversprechen der neuen Regierung könnten dringend benötigte Impulse liefern – vorausgesetzt, sie werden zügig und wirkungsvoll umgesetzt. Die neue Bundesregierung hatte ja bereits angekündigt, die Vermittlung in den Arbeitsmarkt stärken zu wollen – und weniger auf reine Qualifizierungsmaßnahmen zu setzen. Jetzt wäre der passende Moment, um sinnvolle Instrumente wie den AVGS zu stärken!

Institut der deutschen Wirtschaft: Wartezeit für VGS sollte wegfallen

Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hat in einer Meldung, die sich auf die veröffentlichte und hier bereits vorgestellte Studie zum Vermittlungsgutschein bezog, für einen Wegfall der Wartezeit plädiert, ab der ein Vermittlungsgutschein beantragt werden darf.

Institut der deutschen Wirtschaft in Köln
Institut der deutschen Wirtschaft in Köln

Nach der derzeitigen Rechtslage besteht für Arbeitslosengeld-1-Bezieher (ALG1) nur dann ein Rechtsanspruch auf den Vermittlungsgutschein, wenn sie vor der Beantragung mindestens zwei Monate arbeitslos gemeldet waren. Die zweimonatige Wartefrist wird ab 2011 auf sechs Wochen reduziert. „Im Interesse einer zügigen Vermittlung wäre allerdings die ersatzlose Streichung der Wartezeit die beste Lösung“, so das IW.

Hier finden Sie die aktuellen Voraussetzungen für den Vermittlungsgutschein in unserer Inforubrik.

In der Meldung wird auch darauf Bezug genommen, dass sich Private Vermittler in ihrer Arbeit oft behindert fühlten. Diese argumentierten, dass die bürokratischen Hürden zur Einlösung der Gutscheine bei einer erfolgreichen Vermittlung unnötig hoch seien. Zudem sei die Vergütung für die Vermittlung schwieriger Fälle zu niedrig und obendrein seit der Einführung des Instruments im Jahr 2002 nicht angehoben worden.

Das IW weist ferne darauf hin, dass der Vermittlungsgutschein im Portfolio der arbeitsmarktpolitischen Instrumente  ein Nischendasein führe: Von den Gesamtausgaben für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen in Höhe von insgesamt 16,8 Milliarden Euro entfallen darauf ganze 45 Millionen Euro. Hier finden Sie die zitierte Meldung des Institut der deutschen Wirtschaft zum Vermittlungsgutschein.

Dem IW-Standpunkt wird sich vermutlich jeder Arbeitsvermittler anschließen können. Die Wartezeiten erhöhen letztlich nur die Arbeitslosenzahlen, und jeder Monate, den ein Arbeitssuchender ohne Beschäftigung in der Warteschleife verbringt, reduziert dessen Chancen auf eine Festanstellung.