Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit hat vor ein paar Tagen eine sehr interessante und ausführliche Studie zum Vermittlungsgutschein veröffentlicht. Jeder, der professionell mit dem Vermittlungsgutschein in Berührung kommt oder sich einfach für dieses Instrument der Arbeitsmarktpolitik interessiert, sollte sich die Studie einmal durchlesen:
Hier gibt es die Studie des IAB zum kostenlosen Download.
Ein paar erste Erkenntnisse: Seit 2004 wurden jährlich zwischen 50.000 und 68.000 Vermittlungsgutscheine eingelöst. Das sind weniger als 10 Prozent der ausgegebenen Vermittlungsgutscheine.
Eine Beschäftigung wird oft ohne seine Nutzung aufgenommen. Inhaber von Gutscheinen waren eher Arbeitslose mit besseren Beschäftigungschancen. Diese Positivauswahl hat sich zwischen
2004 und 2007 verstärkt.
Einige Ergebnisse der Studie
Der Vermittlungsgutschein scheint im Osten der Republik besser zu funktionieren, Hartz-IV-Empfänger sind jedoch eine eher schlechte Kundschaft für Arbeitsvermittler, da Sie öfter die neue Stelle abbrechen:
Ostdeutsche Arbeitslose haben eine höhere Wahrscheinlichkeit als westdeutsche, sowohl einen VGS zu erhalten als auch einen Job mit Ein lösung des Gutscheins anzutreten. Arbeitslosengeld-II-Empfänger
haben dieselben Chancen auf einen Job mit Einlösung des Gutscheins wie andere Arbeitslose. Sie bleiben nach der Einlösung jedoch mit geringerer Wahrscheinlichkeit für mindestens ein halbes Jahr beschäftigt.
Der Vermittlungsgutschein ist derzeit befristet – bis zum Ende des nächsten Jahres (2011) wird er auf jeden Fall noch ausgegeben, danach könnte er ins Regelinstrumentarium übernommen werden.
Die geringe Einlösungsquote der Vermittlungsguscheine von 7 bis 9 Prozent erklärt die Studie folgendermaßen:
Arbeitslosengeld-II-Empfänger haben dieselben Chancen auf einen Job mit Einlösung des Gutscheins wie andere Arbeitslose. Sie bleiben nach der Einlösung jedoch mit geringerer Wahrscheinlichkeit für mindestens ein halbes Jahr beschäftigt.
Aufseiten der privaten Arbeitsvermittlungen bestehen Selektionsmechanismen, die systematisch zum Ausschluss bzw. zur Aufwandsminimierung für manche Gruppen von Arbeitslosen führen. Viele Gutscheininhaber suchen sich deshalb selbst eine Stelle oder finden sie mit Unterstützung der Arbeitsagentur oder Grundsicherungsstelle. Ihre Zahl übersteigt zu jeder Zeit die Zahl derjenigen, die mit Einlösung des Gutscheins einen neuen Job finden.
Die Studie liefert so viele Daten für den Vermittlungsgutschein und dessen Einsatz von 2004 bis heute, dass wir sie sicherlich in ein paar weiteren Beiträgen noch etwas genauer auswerten werden. Die Autoren Sarah Bernhard und Dr. Thomas Kruppe, beide wissenschaftliche Mitarbeiter im Forschungsbereich „Arbeitsförderung und Erwerbstätigkeit“ im IAB, haben eine sehr gute Untersuchung verfasst.
Jeder, der sich mit dem Thema „Vermittlungsgutschein“ befasst, wirtd schnell merken, das die Zahlen nicht korrekt sind. Ein Blick auf die Grafik genügt da schon. Das kann man nicht als gute Untersuchung darstellen.
Liebe Sabine, wie meinen Sie das jetzt genau? Was haben Sie an der Studie zu kritisieren?
Meiner Meinung nach untermauert diese Studie die Forderung einiger nach der Abschaffung des VGS. Jedenfalls sieht ein Erfolgsmodell, das dauerhaft eingeführt werden sollte, anders aus, auch wenn man hier so einiges anders bewerten sollte.
Hinzu kommt der demografische Wandel, der schon für sich allein auf dem Arbeitsmarkt Wirkung zeigen wird, Stichwort Fachkräftemangel. Für die anderen wird es noch einige Helferjobs geben, der Müll muss schließlich weg, aber viele einfache Tätigkeiten werden immer weiter mit Minijobs besetzt.
Ergo: wozu sollte man VGS mit seiner schwachen Erfolgsstory erhalten? Damit die privaten Arbeitsvermittler nicht arbeitslos werden? Sorry, das sind die Dinosaurier, deren Zeit abläuft……
1) Die Studie berücksichtigt keine Mehrfachvergabe von Vermittlungsgutscheinen an den selben Arbeitssuchenden (Gültigkeit immer 3 Monate)
2) Bei einem realistischen Faktor von 2,5 wurden also 2004 und 2007 ca. 300.000 Arbeitssuchende mit VGS ausgestattet. Unter dieser Voraussetzung erhöht sich die realistische Zahl der Vermittlungen von im Text angegeben unter 10 prozent auf 25 Prozent
3) Die Nachhaltigkeit der Vermittlungen (Auszahlung der zweiten Rate nach 6 Monaten) hat bis 2010 weiter zugenommen
4) Von „Rosinenpickerei“ kann nur schlecht die Rede sein. ALG 2 Empfänger bekommen nachwievor nach Ermessen ein VGS ausgestellt. Das ist leider immer noch häufig nicht der Fall.
@ Marie: Haben Sie sich einmal Gedanken gemacht, was auch nur eine Vermittlung über die Arge / Agenturen für Arbeit kostet? Wenn man kostenneutral vermitteln kann, darf man hier nicht von einer schwachen Erfolgsstory sprechen. Der VGS ist einer der wenigen Instrumente, die den grössten Nutzen gebracht hat.
@Sabine: genau das ist doch das Problem…..wo bitte wird in den Medien eigentlich mal was Positives zum VGS oder den privaten Vermittlern geäußert? Nutzen hin oder her, die PAV sind die ungeliebten „Schmuddelkinder“ und die miesen Statistiken werden dafür herhalten müssen, den VGS nicht mehr über 2011 hinaus zu verlängern…. schließlich sollen doch die Vermittler von ARGE und Agentur für Arbeit doch ihre Jobs behalten 🙂
Wir warten mal geduldig ab und trinken Tee-genau das Richtige bei dem Wetter ; ). Über Statistiken liesse sich hier sich noch einiges sagen-aber wollen wir doch mal unsererArbeitsministerin bei dem schön gesprochenen Glauben lassen, das wir die 2,9 Mio. – Marke geknackt haben. Es müssen sich nur genug „Blauäugige“ finden, die ihr das abnehmen und schon passt die Statistik. Ich bin nachwievor davon überzeugt, das ein privater Arbeitsvermittler mehr Einsatz bringt-nicht zuletzt wegen der erfolgsabhängigen Zahlung. Nicht zuletzt ist der Rest sicher eine Milchmädchenrechnung, warum die Privaten den Staat nicht auf der Tasche liegen sondern fast kostenneutral vermitteln. Ich denke, es müssen nur mal „echte“ Zahlen auf dem Tisch und schon bin ich davon überzeugt, das es zu einer Entfristung kommt. Die sollen doch mal bitte bei ihren (zum Teil) überflüssigen Massnahmen streichen.
Schön, dass sich hier mal eine echte Diskussion entwickelt! Zu den Arbeitslosenzahlen: Natürlich sind diese mit Vorsicht zu genießen. Besser ist da schon ein Vergleich der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse.
Und die Tatsache, dass auf den VGS gerne mal „draufgehauen“ wird (auch ohne wirkliche Argumente), die lässt sich leicht nachweisen.
Bitte mal auf http://www.youtube.com/watch?v=MAGQXE4Wcrc
das Video von ARD ansehen. Statt den angeblichen 1 Mill. Vermittlungen durch die Jobcenter und Agenturen wurde dargestellt, dass es sich gerade mal um 120.000 handelt, wovon auch noch die Hälfte wieder neu dazukamen und in Hartz IV fielen. Bereinigt handelt es sich also um 60.000 bundesweit. Und dafür diesen monströsen Apparat. Und dafür die Ausgaben von ca. 34 Milliarden Euro p.a.. Dieser Etat ist höher als die Verteidigungsausgaben. Auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Arbeitslosen nach einem halben Jahr nicht mehr in Arbeit befinden, stimmt nach unseren Erfahrungen nicht. Unsere Quote liegt bei 75%. Das heißt 75% der Vermittelten bleiben länger als ein halbes Jahr und darüberhinaus in Arbeit. Auch der Ansatz wieviel der ausgegebenen VGS angeblich eingelöst werden ist für das Ergebnis und die Wirtschaftlichkeit völlig unrelevant, da das verbriefte Dokument doch gar keine relevanten Kosten erzeugt, außer Tonermaterial für den Ausdruck, aber auch das nur deshlab weil die Ämter scheinbar mit Ihren Millionen teuren SAP Systemen usw. nicht umzugehen wissen und alles immer auf Papaier brauchen. Über die Palette der Unzulänglichkeiten und Ineffektivitäten könnte ich ein ganzes Buch schreiben.