Befristete Verträge: Junge Menschen oft enttäuscht von Arbeitsbedingungen

In vielen aktuellen Studien, wie beispielsweise der Shell-Jugendstudie wird deutlich, dass junge Menschen klare Erwartungen an ihren Arbeitsplatz haben. Wichtigstes Kriterium ist die Arbeitsplatzsicherheit, aber auch ein hohes Maß an selbstbestimmender Arbeitszeitgestaltung, um Alltag und Familienleben mit dem Job vereinbaren zu können. Natürlich möchten junge Menschen für ihre geleistete Arbeit auch gerecht entlohnt werden.

Die Realität sieht jedoch anders aus. Lediglich 25 Prozent der jungen Beschäftigten arbeiten in einem unbefristeten Vollzeitverhältnis (ohne Leiharbeit) und verdienen mehr als 2.500 Euro (brutto) im Monat. Bei den älteren sind es mit 40 Prozent deutlich mehr.

Befristung und Leiharbeit – dreimal öfter als bei Älteren

Statt Arbeitsplatzsicherheit bekommen viele junge Arbeitnehmer atypische Anstellungsverträgen – darunter versteht man Befristung, Teilzeit, Leiharbeit oder Minijob. Viele junge Arbeitnehmer befinden sich in solchen Anstellungsverhältnissen. In besonderem Umfang mit Befristung und in Leiharbeit. Hiervon sind junge Menschen mehr als dreimal häufiger betroffen als ältere.

Atypische Beschäftigung findet, laut DGB, häufig unter prekären Bedingungen statt. Weiterhin stellt eine Befristung nicht nur ein Hemmnis für gute Arbeit von jungen Beschäftigten dar, sondern erschwert die Zukunftsplanung und verstärkt damit den demografischen Wandel.

Auch beim Einkommen werden junge Beschäftigte oft enttäuscht.

Mehr als die Hälfte der jungen Arbeitnehmer hält eigenes Einkommen für zu niedrig. Kein Wunder, denn fast ein Drittel der jungen Generation erzielt ein Einkommen von weniger als 1.500 Euro im Monat. Über alle Einkommensgruppen hinweg verdienen junge Beschäftigte in Ostdeutschland fast ein Fünftel (17,2 Prozent) weniger als ihre Kollegen in Westdeutschland.

Arbeitsdruck steigt immer weiter

Für große Unzufriedenheit und Frustration sorgt auch die Arbeitsintensität. Über die Hälfte der jungen Arbeitnehmer beklagen sich über “Arbetshetze und Zeitdruck”. Besonders alarmierend in diesem Zusammenhang ist auch, dass rund ein Fünftel der jungen Beschäftigten – um das Arbeitspensum zu schaffen – häufig Abstriche bei der Qualität der Arbeit machen. Diese Situation häuft sich mit steigender Qualifikation. Bei jungen Beschäftigten mit (Fach-)Hochschulabschluss sind es sogar ein Drittel aller Befragten.

Аußerdem fällt auf, dass über ein Drittel der Befragten angibt, in den letzten 12 Monaten immer mehr Arbeit in der gleichen Zeit schaffen müssen. Der Druck wächst demnach immer weiter. Auch Krank zur Arbeit gehen scheint zur Normalität zu werden. Fast zwei Drittel der jungen Generation geben an, trotz Krankheit zur Arbeit zu gehen, um dem Arbeitsdruck gerecht zu werden. Dies ist jedoch ein hohes gesundheitliches Risiko.

Arbeitszeitgestaltung – wichtiges Thema für junge Arbeitnehmer

Enttäuschungen auch bei der Arbeitszeitgestaltung: nur 34,1 Prozent der Befragten seien flexibel bei der Gestaltung der eigen Arbeitszeit. Gleichzeitig arbeiten junge Beschäftigte überdurchschnittlich oft außerhalb der normalen Arbeitszeiten, welche wochentags von 6:00 bis 18:00 Uhr ist. Ganze 60,9 Prozent machen regelmäßig Überstunden und fast jeder Zweite muss in Schichten oder an Wochenenden arbeiten.

Erfreulich: In Betrieben mit etablierter Mitbestimmung sind die Arbeitsbedingungen deutlich besser. Fast 50 Prozent der jungen Beschäftigten in diesem Bereich gaben an, Einfluss auf die eigene Arbeitszeitgestaltung zu haben. Mitbestimmung wird so zum Motor für Vereinbarkeit und stärkt die Attraktivität dieser Betriebe bei jungen Beschäftigten deutlich.

Fazit

Unternehmen, die auch künftig erfolgreich im Wettbewerb um Fachkräfte bestehen und für junge Arbeitnehmer attraktiv werden möchten, müssen ihre Arbeitsbedingungen anpassen.

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