Weise: Mehr als 2 Millionen ausländische Fachkräfte bis 2025 notwendig

Der Vorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Frank Weise, hat sich in einem Interview mit der Tageszeitung „Die Welt“ für eine verstärkte Anwerbung von qualifizierten Fachkräften im Ausland ausgesprochen. Anders sei der zu erwartende Mangel an Fachkräften nicht zu bewältigen.

Frank Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit
Frank Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit

Bis zum Jahr 2025 werde in der deutschen Wirtschaft ein Bedarf an Fachkräften in einer Größenordnung von sechs bis sieben Millionen entstanden sein. Dieser lasse sich „über das Mobilisieren von Arbeitskräften bei uns im Lande vielleicht zur Hälfte füllen“, so Weise.

Er wies auf das Potenzial hin, das erziehende Mütter darstellen, die mangels adäquater Kinderbetreungsangebot nicht für den Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Auch bei den Langzeitarbeitslosen sieht er Chancen, Arbeitskräfte für den Arbeitsmarkt zu gewinnen. Derzeit sind bei im Mai 2011 vermutlich wieder unter drei Millionen Arbeitslosen etwa 30 Prozent kurzzeitarbeitslos. „Der Rest, also mehr als zwei Drittel, sind Hartz-IV-Empfänger, die oft schwieriger zu vermitteln sind“, so Weise.

Fachkräfte müssen im Ausland gewonnen werden, damit Wirtschaft weiter wachse

„Im schlimmsten Fall werden die Firmen verlagern, also dahin gehen, wo Fachkräfte sind, und sie werden rationalisieren, um auf weniger Fachkräfte angewiesen zu sein“ befürchtet Weise. „Doch auch dann werden der Wirtschaft immer noch mehr als zwei Millionen qualifizierte Arbeitskräfte fehlen. Die müssen im Ausland gewonnen und hierzulande integriert werden, damit unsere Wirtschaft weiter gut wachsen kann.“

Weiter kritisiert der Bundesagenturchef den überbordenden Gebrauch der sogenannten Ein-Euro-Jobber. Die durch die Politik gewollte Zurückführung dieser Maßnahme bezeichnet er als richtig.

Bezug nehmend auf die Zeitarbeit, die derzeit wieder boomt, äußert sich Weise gespalten. Einerseits sei diese wichtig, um Auftragsspitzen abzudecken. Der Jobmotor seien jedoch die festen Beschäftigungsverhältnisse. Die Tatsache, dass in Deutschland bald wieder eine Million Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer als Zeitarbeiter beschäftigt seien, bezeichnet Weise als kritisch. Diese Entwicklung hätte Rückwirkungen auf die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, „weil bei Zeitarbeit die Tätigkeit und damit die Beitragszahlung oft unterbrochen werden. Man müsste sich fragen, ob eine solche Entwicklung im Sinne der sozialen Marktwirtschaft ist.“

Für das eigene Haus, die Bundesagentur für Arbeit, stellte Weise einen Stellenabbau von 10.000 Arbeitsplätzen bis zum Jahr 2015 in Aussicht. Angesichts zurückgehender Haushaltsmittel – bis 2013/14 müssen sieben Milliarden Euro eingespart werden – helfe auch die anziehende Konjunktur und die dadurch steigenden Beiträge nur zum Teil bei der Finanzierung der Arbeitsagentur. Ohne Einsparungen werde es bei der Bundesagentur für Arbeit ein Defizit geben. Beitragserhöhungen lehnte Weise jedoch ab, da diese den wirtschaftlichen Aufschwung gefährden könnten.

4 Gedanken zu „Weise: Mehr als 2 Millionen ausländische Fachkräfte bis 2025 notwendig“

  1. Wenn ich so etwas lese gehe ich davon aus, dass es in Deutschland einen grossen Mangel an Fachkräften gibt.

    Ich könnte einen echten Hals bekommen – ich bin selbst Metallfacharbeiterin und arbeite mittlerweile bedingt durch 2 Umzüge seit über 10 Jahren als Zeitarbeiterin für kleines Geld zwischen 7,91 und 10 EUR. Meine Firma verlangt zusätzlich noch, dass ich (ohne zusätzlich Geld für Benzin oder öffentliche Verkehrsmittel zu bezahlen) Firmen in bis zu 35km Entfernung anfahre und dort 5 Tage in der Woche arbeite. Nachtschicht / Sonntagsarbeit wird zusätzlich mit mickrigen 15% Zuschlag belohnt.

    In Deutschland gibt es garantiert jede Menge Fachkräfte, doch werden Sie seit vielen Jahren nicht nur finanziell derart denunziert, dass es keinen Spass mehr macht hier zu arbeiten. Daran ist die Politik Schuld und überhaupt nichts anderes!!

    Wenn ich von meiner Zeitfirma zum Arbeiten mehr als 15km fort geschickt werde, dann mache ich ein paar Tage krank ind plötzlich wird mir eine andere Stelle in der Nähe vermittelt.

    Die Zeitarbeitsfirmen wissen also genau Bescheid was los ist, aber warum sputen die nicht gleich?

    Und warum suchen sich die Firmen nicht Zeitarbeitsfirmen in Kooperation aus, die in ihrer Nahe zu finden sind? – schliesslich bewerbe ich mich als Zeitarbeiterin auch bei keiner Zeitarbeitsfirma die 30km entfernt ist um eine Stelle in meiner Stadt zu finden?!?

  2. Wenn man keine Fachkräfte ausbildet kann man auch keine Fachkräfte vorweisen. Denn der deutsche Staat zahlt lieber Geld um Menschen im Heim ruhig zu stellen, als sie zielgerichtet in gesuchte Branchen zu schulen. Das Problem ist das ja dann jahre vorrausdacht werden muß und Geld in die Zukunft investieren werden muß und dies fällt wohl einigen Leuten die was zu sagen haben schwer.

    Das Geld für den Vermittlungsgutschein sollte lieber in die fachliche Weiterbildung von Arbeitslosen gesteckt werden, um ihre Chancen zu verbessern und nicht Leute zu bezahlen die Arbeiten tätigen, wofür Mitarbeiter der Arbeitsagentur schon bezahlt werden.

    Man hat mittlerweilen das Gefühl das man lieber das Arbeitslosengeld 1 zählt, denn dies kommt billiger und nach einem Jahr ist man so wie so raus.

  3. „Das Geld für den Vermittlungsgutschein sollte lieber in die fachliche Weiterbildung von Arbeitslosen gesteckt werden, um ihre Chancen zu verbessern und nicht Leute zu bezahlen die Arbeiten tätigen, wofür Mitarbeiter der Arbeitsagentur schon bezahlt werden.“

    Liebe(r) F., die privaten Arbeitsvermittler leisten eben gerade nicht die Arbeit, die Mitarbeiter der Bundesagentur machen. Sie helfen Arbeitssuchenden dabei, schnell eine neue Stelle zu finden. Diese Leistung erbringt die Arbeitsagentur nicht in ausreichendem Maße, und unter dem Strich sind die Vermittlungsgutscheine volkswirtschaftlich eine sehr gute Investition.

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